Wald und Regen

Es gibt nur schlechte Kleidung, heißt es, und gerade bei Regen ist es schon ein bisschen eine Überwindung raus zu gehen. Da kommt ein Besuch im Gasthaus Hochramalpe gerade recht. Danach, auch wenns etwas kühl ist und regnet, ein kurzer Spaziergang beim See und in den Wald hinein. Riechen! Wald riecht ja immer, nach Nadelbäumen, Erde, Moos, Pilzen. Nach dem Regen riecht es viel intensiver und das hat auch einen Grund.

Dieser einzigartige Geruch wird „Petrichor“ genannt (abgeleitet von „petros“ (Stein) und „ichor“ der Flüssigkeit in den Adern der griechischen Götter) . Es wurde 1964 und 1966 von Isabel J. Bear und Richard G. Thomas, zwei australischen Forschern, in einem Artikel für die Fachzeitschrift Nature erstmals erwähnt und beschrieben. Die Atmosphäre enthält u.a. Terpene und andere flüchtige Zersetzungsprodukte tierischer und pflanzlicher Stoffe. Diese Verbindungen bzw. deren sauerstoffhaltige Derivate, d.h. von ihnen abgeleitete Stoffe, werden von Gestein und Ton aufgenommen und nach Regen bei entsprechender Feuchtigkeit wieder an die Luft abgegeben. Es entsteht der typische Geruch. Auch Mikroorganismen tragen zu dem erdig-frischen Geruch nach dem Regen bei. Geosmin, ein Alkohol, wird von Mikroorganismen nach Kontakt mit Wasser freigesetzt.

Im Jahr 2015 haben Forscher des MIT die Freisetzung der Duftstoffe mit einer Hochgeschwindigkeitskamera sichtbar gemacht und den Freisetzungsmechanismus erforscht. Das spannende Video dazu gibt es auf Youtube

Literatur:

Bear I., Thomas, R. Nature of Argillaceous Odour. Nature 201, 993–995 (1964).  (Paper leider kostenpflichtig)

I.J. Bear, R.G. Thomas, Genesis of petrichor, Geochimica et Cosmochimica Acta, Volume 30, Issue 9, 1966, Pages 869-879, ISSN 0016-7037 (Abstract)